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Christoph Lentsch
Autor: Mag. (FH) Christoph Lentsch
christoph.lentsch@motorrad-magazin.at
9.4.2024

BMW R 18 RoctaneBad Brother

Schlechte Zeit für echte Cowboys. Die aktuelle Verkaufsstatistik für Cruiser wird von den Honda- Rebel-Schwestern angeführt (insgesamt 336 Stück), es folgen zwei 125er-No-Names und Kawas Vulcan S, die ersten Harleys findet man ab dem sechsten Platz im bereits niedrigen zweistelligen Bereich. Es lief schon mal besser für die 1500-Kubik-plus-Klasse. Dabei schrauben die Hersteller schon lange keine billigen Eisenhaufen mehr mit kleinstmöglichem Aufwand zusammen, sondern bemühen sich redlich, dass Fertigungs- und Fahrqualitäten modernen Ansprüchen gerecht werden. Ganz besonders sicht- und fühlbar wird das bei der R-18-Reihe von BMW, mittlerweile auf fünf Modellvarianten ausgebaut, bei der sich die Qualität sogar messen lässt: auf der Waage nämlich. Die Berlin-built-Bikes sind deshalb so schwer, weil sie fast ausschließlich aus Eisen und Metall bestehen und wwahrscheinlich nicht einmal von den sich bald gegen die Menschheit erhebenden Maschinen vernichtet werden können. Eine schöne Erinnerung an die Menschheit.

Präsentiert wurde die Roctane zusammen mit dem Jubiläumsmodell R 12 nineT (100 Jahre BMW und Boxer, 10 Jahre R nineT) zur Eröffnung einer Sonderschau in München. Schon zum ursprünglichen Launch der Big-Boxer-Reihe konnte man erahnen, welche Spielarten BMW später als Serienmodelle bringen könnte. Zudem wollte man mit internationalen Kollaborationen demonstrieren, welches Customizing-Potenzial in den Bikes steckt und verwies besonders auf die technisch unkomplizierten Umbaumöglichkeiten. Unser ganz besonderes Interesse galt schnell den Bagger-Varianten, wobei hier immer die extremeren Ausformungen vorzuziehen sind. Sprich: Unsere sehr geschätzte R 18 B ist gut, die Roctane ist besser. Reduzierter und roher vermittelt sie tatsächlich den Eindruck, nicht von der Stange zu sein.

Sie ist die erste R 18, die vorne mit einem 21-Zoll- und hinten mit einem 18-Zoll-Rad ausgestattet ist. Von der B beziehungsweise Transcontinental übernommen hat sie die zwei 27-Liter-Hartschalenkoffer. Ein Novum ist außerdem der in der hundertjährigen Geschichte von BMW häufig zu findende Rundscheinwerfer mit integriertem Analog-Tacho (und heute natürlich mit zusätzlichem LCD-Fenster, aber ohne Connectivity). Der Mini-Apehanger, der beim Fahren keineswegs in eine verkrampfte, nicht Langstrecken-taugliche Haltung zwingt, perfektioniert schließlich den Bagger-Look. Die ebenfalls Anthrazit beschichtete Auspuffanlage weist ein Standgeräusch von nur noch 93 dBA aus, R 18, R 18 B und Transcontinental verzeichnen 95, die Classic sogar 99 Dezibel.

Farblich blieb man gewohnt konservativ, wobei das auf unserem Testmotorrad aufgetragene Manhattan metallic matt und das ebenfalls verfügbare Mineralgrau metallic matt mit 386 Euro zu Buche schlagen; gratis gibt es nur Schwarz. Dafür sind hier die Trittbretter für Fahrer:in und Beifahrer:in serienmäßig verbaut und auch ein Sozius ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Mit einem Einzelsitz sieht die Roctane allerdings noch ein bisschen besser aus.

Weniger Verkleidung und ein um acht Liter kleinerer Tank sparen der Roctane gegenüber der Bagger gut 25 Kilogramm an Ballast, was sich beim Manövrieren und Fahren sehr positiv bemerkbar macht. Auf die leider teure Rückfahrhilfe würden wir dennoch nicht verzichten wollen. Auch die unterschiedliche Bereifung verleiht dem fünften R-18-Abkömmling eine elegantere Dynamik, man fühlt sich unbeschwerter und entspannter, das Abrollverhalten ist komfortabler und die Kurven werden souveräner umzirkelt. Man lenkt aus der Hüfte und lässt die Zügel locker.

Die Steigbügel könnten ruhig ein wenig später am Asphalt scharren, aber dann würde man wohl nicht so bequem sitzen. Die Fahrmodi Rock, Roll und Rain sind auch hier an Board und während wir bei unserer R 18 B den Modus Roll am besten  passend finden, muss es bei der Roctane der ruppigere und lautere Rock-Modus sein. Man meint sogar, beim Beschleunigen das niedrigere Gewicht zu spüren, obwohl sich das nur minimal auswirken dürfte. Einen viel größeren Unterschied macht die freie Sicht nach vorne auf die simple wie schön gemachte Gabelbrücke, das Rundinstrument im schwarzen Tachogehäuse, den schwarzen Lenker, die schwarzen Spiegel, die schwarze Gabel. Es sind zeitlose Momente im Sattel einer R18, fern vom entfesselten Zukunfts- und Elektronikwahn.

Die ausschließlich amerikanischen Alternativen zur R 18 Roctane wären die Road King (35.495 Euro) und die Indian Springfield Dark Horse (35.690 Euro). Beide verfügen über V2-Motoren mit etwas mehr Hubraum und einer ähnlichen Leistung, die Indian liefert aber mit 171 um 13 Newtonmeter mehr an Drehmoment, sowie ein Reifendruckkontrollsystem und per Fernsteuerung schließbare Koffer serienmäßig. Mit 31.900 Euro steht also das Berliner Eisen preislich ziemlich gut da. Außerdem: Was sind schon ein paar Euro für etwas, das länger Bestand haben wird als die Pyramiden von Gizeh?

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